Archiv für den Monat: September 2023

Copter-Tuning revisited

Es gibt einen neuen Tuning-Guide von Chris Rosser:

Betaflight 4.4 Tuning von Chris Rosser

Vorbereitung

  1. Flugfähiger Copter mit BF 4.3 oder 4.4
  2. RC-Link-Preset angewandt
  3. Blackbox-Logging auf 1/2 PID-Loop-Speed mit GYRO_SCALED
  4. Bi-Directional DSHOT, d.h. BLHeli32 oder Bluejay (die Anzahl Pole richtig setzen: 12 für kleine Motoren, 14 für normale)
  5. Optional OSD, zum PID-Tunen ohne PC

Filter-Tuning

Chris schaltet alle Gyro-Lowpass-Filter ab, außer den dynamischen und die RPM-Filter. Nur einen D-Term-Lowpass und den dafür auf BIQUAD. Die Grenzfrequenzen hängen von der Coptergröße ab, ein 40mm bis 2″ sollte so 100 und 125Hz haben. Die Filter kann man im Blackbox-Explorer überprüfen.

Der Testflug sollte einige 100%-Throttle, Vollgas-Punchouts haben.

PD-Tuning

Vor dem Tuning stellt Chris den I-Regler auf 0.

Die Testflüge macht er im Angle-Mode, da in diesem Mode der Feedforward inaktiv ist.

P-D-Balance und Master-Regler

Der Copter wird einfach im Schwebeflug gehalten und dabei schnell hin und her gewackelt und vor/zurück. Chris macht eine Serie an Reglerpositionen auf einen Akku und bewegt den Regler im OSD. Zuerst wird die Balance eingestellt. Chris fliegt ein paar PD-Balance-Werte, z.B. 0.3, 0.4, 0.5, 0.75, 1.0, 1.25 und 1.5.

Nach der Testflugreihe zieht er das Log auf den PC und analysiert es mit der PID-Toolbox mit der Step-Response (Sprungantwort). Ziel ist es, schnell auf 1.0 zu kommen ohne über zu schwingen.

Sobald die optimale Balance gefunden wurde, wird der Master-Gain eingestellt. Z.B. die Werte 1.0, 1.25, 1.5, 1.75 und 2.0. Sollte der Weg des Reglers nicht reichen (gerade bei kleinen Coptern), gibt es einen Trick: Man stellt die individuellen Regler für P und D auf jeweils das Doppelte und den Master wieder auf die Mitte.

Man kann diese zwei Schritte auch wiederholen, um die Balance bei hohem Mastergain noch besser einzuregeln.

Feedforward einstellen

Ich habe mich mit FF noch nicht so anfreunden können, das liegt evtl. daran, dass meine Quads nicht viel darauf reagieren. Ziel ist es, den Delay zwischen Stick-Input („Setpoint“) und Gyro-Sensor auf 0 zu bekommen, der Quad „erahnt“ quasi die Knüppelbewegungen (reagiert auf die Knüppelbeschleunigung). Das klappt nicht immer 100%ig.

Chris stellt den I-Regler wieder auf 1.0. Man kann mit ein paar Probeflügen noch den I-Anteil feintunen, wie gut der Quad bei Punchouts die Lage hält und in der PID-Toolbox die Achsen an der 1.0 kleben ohne träger zu werden. Das Tuningfenster ist aber recht groß.

Chris testet die Reglerwerte 1.0, 1.25 und 1.5. Sollte sich die Verzögerung nicht verbessern oder die Kurven kräftig gestört sein, sollte man wieder eine Stufe zurück gehen.

Extras

Chris empfiehlt unbedingt „Dynamic-Idle“ zu aktivieren. Der Wert hängt von der Leerlaufdrehzahl ab. Für kleine 40mm stellt er 94 ein, 2″ 75, 3″ 50, etc. Dyn.Idle RPM = ~15000/Propeller-Durchmesser in Zoll. Der Wert in BF ist dann diese RPM geteilt durch 100.

Dann stellt man noch die Rates und die RC-Filterung (RC-Smoothing) noch nach eigenen Vorlieben ein.

Ich empfehle auch noch „crash_recovery=on“.

Und Arming-Angle 180°.

Sonstige Hinweise

Das Tuning hängt natürlich auch vom Akku ab, sollte man 2s,3s,4s,etc wild mischen, kann man die Presets nutzen und die automatische Umschaltung abhängig von der Zellenzahl „auto_profile_cell_count“. Auch Änderungen im Gewicht beeinflussen das Tuning (Gopro drauf oder nicht, großer Longrange-Lipo vs kleiner Lipo, etc)!